16.03.2024

Vernetzungstreffen NS-Zwangsarbeit in Sachsen »Erfassung und Spurenlesen«

© Sächsisches Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus

Sonnabend, 16. März 2024, 9.30 bis 16.30 Uhr NaturparkHaus Bad Düben

Am 16. März 2024 fand in Bad Düben das nunmehr 3. Vernetzungstreffen zu NS-Zwangsarbeit in Sachsen statt; wie bei den vorherigen beiden Treffen hatten hierzu die Stiftung Sächsische Gedenkstätten, die sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie (LfA) und dem Landesamt für Denkmalpflege (LfD) eingeladen. Die jüngste Zusammenkunft war im Vergleich mit den vorangehenden Treffen mehr einem Werkstatt-Charakter verpflichtet. So teilten sich die Teilnehmer nach einer kurzen Begrüßung durch den stellvertretenden Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Sven Riesel, in zwei Workshops auf. Workshop I, der unter Leitung des LfA und des LfD stand, beschäftigte sich mit der Erarbeitung eines Erfassungsbogens für die Erfassung von Stätten und Orten der NS-Zwangsarbeit anhand denkmalfachlicher Maßgaben. Dieser soll ehrenamtlichen Denkmalpflegern und anderen an dem Thema interessierten Personen zur Verfügung gestellt werden. Mit ihren entsprechenden Erhebungen und Meldungen kann die Arbeit sowohl der Denkmalbehörden als auch anderer Institutionen und Initiativen, die sich mit der Thematik beschäftigen, unterstützt werden. Es geht dabei nicht nur um eine fundierte Grundlage für die Entscheidung, ob ein Ort oder eine Stätte der NS-Zwangsarbeit die Kriterien der Denkmaleigenschaft nach Sächsischem Denkmalschutzgesetz erfüllt, sondern auch um eine auf historischen Fakten basierende Erinnerungs- und Vermittlungsarbeit. Workshop II widmete sich unter der Leitung von Anja Kruse, Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, verschiedenen methodischen Herangehensweisen und Vermittlungsformaten, im Umgang mit stark überformten Stätten der NS-Zwangsarbeit.

Am Nachmittag fand eine Exkursion in das 1935/36 als Bereitschaftslager für die Bauarbeiter der Deutschen Sprengstoffchemie Moschwig errichtete und ab 1942 zum Zwangsarbeitslager für osteuropäische Arbeitskräfte umfunktionierte und erweiterte »Lager Heide« in Durchwehna statt. Von der Anlage haben sich bis heute Gebäudefundamente, Bunkerreste und Grabenanlagen sowie das verbindende Wegesystem erhalten und zeugen damit von dem menschenverachtenden System der Zwangsarbeit als wesentliche Bedingung für die Rüstungsindustrie des NS-Regimes während des Zweiten Weltkrieges. Die Geschichte des Lagers ist vergleichsweise gut erforscht und dokumentiert und damit für die geschichtliche Vermittlungsarbeit von besonderer Bedeutung.

Das Hauptanliegen der Veranstaltung ist die Erinnerung an die NS-Verbrechen wach zu halten und breiter ins Bewusstsein zu rücken, eine heute angesichts des erstarkenden Rechtsradikalismus dringende gesellschaftliche Aufgabe. Die beteiligten Institutionen und Initiativen setzen die Vernetzungsarbeit bei ihrem nächsten Treffen am 5. Oktober 2024 fort, das grenzübergreifend gemeinsam mit dem Archäologischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Ústi nad Labem stattfinden wird.

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