Neuerscheinung: »Gegen den Verfall. Bürgerschaftliches Engagement für das baukulturelle Erbe Dresdens zur Zeit der DDR«
Donnerstag, 11. April 2024, 10.30 Uhr | Buchpräsentation | Dresden |Kulturrathaus, Fritz-Löffler-Saal
Die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, die Nachkriegsjahre, die Wohnungsbaupolitik und die Mangelwirtschaft der DDR hatten deutliche Spuren in der Stadt hinterlassen. Ideologische Abbrüche von wiederaufbaubaren Ruinen und die Mangelwirtschaft der DDR setzten dem Altbaubestand aber auch in den Folgejahren nachhaltig zu. Bei zahlreichen Dresdnerinnen und Dresdnern löste der anhaltende Verfall den Wunsch aus, sich für die noch vorhandenen baulichen Reste erhaltend und schützend einzusetzen. So entwickelte sich im Laufe der Jahre ein stetig wachsendes Engagement unter den Bürgerinnen und Bürgern.
In diesem Band wird beleuchtet, wie es den freiwilligen Akteuren möglich war, sich dem baukulturellen Erbe der Stadt Dresden zu widmen: Wie waren die Freiwilligen organisiert, welche Aufgaben haben sie übernommen, für welche Bauwerke engagierten sie sich insbesondere? Wie entwickelte sich das Engagement über den Zeitraum des 40-jährigen Bestehens der DDR? Welche Rolle spielten Institutionen wie der Kulturbund, das Institut für Denkmalpflege, der Rat der Stadt oder das Landesmuseum für Vorgeschichte? Die Beantwortung dieser Fragen zeigt einerseits die Organisation und Motivation des bürgerschaftlichen Engagements auf und andererseits, wie sich die zahlreichen Arbeitseinsätze bis heute im Stadtbild Dresdens widerspiegeln.
Neben der Literatur- und Archivrecherche waren auch die knapp 20 Interviews mit Zeitzeugen bedeutend für die Analyse der Thematik. Dabei handelt es sich um Gespräche mit ehemaligen Mitgliedern von Kulturbundgruppen sowie ehrenamtlichen und hauptamtlichen Denkmalpflegerinnen und Denkmalpflegern, aber auch Bodendenkmalpflegern, die auszugsweise im Buch wiedergegeben werden. Exemplarisch werden die Arbeitseinsätze der freiwilligen Helferinnen und Helfer an historischen Bauten und Stadtstrukturen ober- und unterirdisch wie dem Residenzschloss, der Semperoper, der Frauenkirche und der Dresdner Neustadt in sieben Kapiteln vorgestellt.
Das bürgerschaftliche Engagement für das kulturhistorische Erbe Dresdens war ein vielgestaltiges, die Gesellschaft durchziehendes Phänomen. Gemeinsam engagierte sich ein Teil der Bevölkerung im Sinne der Erhaltung der Stadt und stiftete somit im Umgang mit den ruinösen Monumenten eine stadtspezifische Identität. Mit ihrem Einsatz trugen die Bürgerinnen und Bürger dazu bei, dass die Stadt nicht gänzlich ihrer historischen Spuren beraubt wurde. Sie schützten die Ruinen gegen den Verfall und hielten damit die Hoffnung auf ihren Wiederaufbau am Leben. Sie schufen letztlich die Voraussetzung für die Erhaltung und die Tradierung des baukulturellen Erbes Dresdens. Ihr Engagement ist noch heute im Stadtbild ablesbar. Am 11. April 2024 wurde im Kulturrathaus der Stadt Dresden die von der Landeshauptstadt Dresden und dem DFG-Graduiertenkolleg „Identität und Erbe“ geförderte Publikation präsentiert.
Luise Helas:
Gegen den Verfall. Bürgerschaftliches Engagement für das baukulturelle Erbe der Stadt Dresden zur Zeit der DDR.
Dresden: THELEM-Universitätsverlag, 2024
ISBN: 978–3–95908–538-0
erhältlich im Buchhandel und beim Verlag