03.02.2024

Impulstag »Kirchenraum weiter-nutzen« in Chemnitz

Großpösna, Kirche Fuchshain, 1903 erbaut, Einbau einer Winterkirche unter der Orgelempore 
© Untere Denkmalschutzbehörde Landkreis Leipzig

Sonnabend, 3. Februar 2024 10.30 bis 17 Uhr Chemnitz, Jugendkirche St. Johannis Veranstalter: Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens

In einer kleiner werdenden Kirche wird die Bauunterhaltung in Zukunft nicht einfacher – zugleich ist das Engagement für die Kirchengebäude in Städten und Dörfern häufig groß. Was könnte neu in den Kirchenräumen Platz finden? Welche Rolle könnten die Gebäude für die Kirchenentwicklung spielen? Welche Beziehungen lassen sich über und in den Räumen knüpfen? Wie kann durch bauliche Maßnahmen mehr möglich werden? Und – in all diesen Veränderungen – was sind Kirchenräume für die Kirchgemeinden in theologischer Hinsicht?

Um diese Fragen gemeinsam zu erörtern und zu diskutieren, fand am 3. Februar 2024 in der Jugendkirche St. Johannis in Chemnitz der Impulstag statt. Veranstalter war die landeskirchliche Initiative »Kirche, die weiter geht.« Geladen waren Kirchenvorstände, Kirchbauvereine, Mitarbeitende, Superintendenten, Baupfleger in Regionalkirchenämtern und staatliche Denkmalpflege sowie interessierte Gäste.

Der Sächsische Landeskonservator Alf Furkert hielt ein Impulsvortrag »Zwischen Beharrung aus guten Gründen und Chancen für Transformation – Neue Nutzungen aus der Perspektive der Architektur und des Denkmalschutzes« und stellte ausgewählte Beispiele aus Sachsen vor. Von den rund 101 000 Kulturdenkmalen in Sachsen sind davon etwa 1800 Kirchen und Kapellen in Sachsen. Kirchen sind wichtige Bestandteile der reichen sächsischen Denkmallandschaft, sind für die Sachsen Symbol und Hoffnungsträger. Noch gäbe es keine großen Erhaltungsschwierigkeiten der Gebäude und die finanzielle Unterhaltung und Förderung ist stabil. Aufgrund der sinkenden Gemeindegliederzahlen wollen Gemeinden ihre Kirchen umbauen, um sie flexibler nutzen zu können, auch im Winter, mit kleineren Gruppen, mehrfunktional. Die vorgestellten Beispiele zeigen Konzepte, die eine weitere Nutzung der Kirchen vorsehen, unter Wahrung der Denkmalsubstanz.

Die Baudezernentin der Landeskirche Carmen Kuhn ermutigte, die Kirchen als öffentliche Gebäude zu erhalten, auch außerhalb des Gottesdienstes. Das Forschungsprojekt »Tansara« von der Universität Leipzig wurde von Kerstin Menzel vorgestellt. Es beschäftigt sich anhand von 140 Projekten im Raum Leipzig-Halle-Merseburg mit Ideen, wie Kirchenräume außerhalb des Gottesdienstes hybrid als Kirche und zu anderen Zwecken genutzt werden können. Für den Erfolg sei es wichtig, andere kompetente Partner wie kulturelle Einrichtungen, Diakonie und Bildungswerke mit einzubeziehen. Die multifunktionale Nutzung von Kirchenräumen sei früher üblich gewesen, erst mit der Reformation wurde die Nutzung auf den Gottesdienst beschränkt und die Inneneinrichtung entsprechend angepasst. Aktuell gebe es wieder Tendenzen, Gemeindeversammlungen nicht mehr in Pfarrhäusern ausgelagert, sondern wieder in den Kirchen stattfinden zu lassen. Dadurch benötigen Gemeinden Winterkirchen, Küchen und Toiletten in den Gebäuden und bauen um. Durch Einbau separater Räume können die Kirchen auch simultan genutzt werden etwa als Herberge, als Bildungsort oder Konzerthalle. Eine Ausstellung über erweiterte Nutzungen von Kirchen und Pfarrhäusern zeigte zahlreiche Beispiele aus Sachsen.
 

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